Selphspace – das digitale Tool für die Psychotherapie

Hallo Nina, vielen Dank, dass Du Dir die Zeit für ein Interview mit uns nimmst ! Bitte stelle uns zu Beginn Dich und Dein Team bei Selphspace kurz vor:

Hi, ich bin Nina, Mit-Gründerin und Geschäftsführerin von Selphspace. Zusammen mit Johannes und Peter habe ich Selphspace gegründet und ein Blended Care Verfahren für die Psychotherapie entwickelt. Johannes und ich studierten beide an der TUM, er ist Software Entwickler. Peter habe ich am LMU Klinikum kennengelernt, als ich dort Workshops mit Patient:innen gemacht habe. Er ist unser fachlicher Experte als angehender psychologischer Psychotherapeut.

Vielleicht möchtest Du uns Euer Startup, ganz zu Beginn unseres Interviews, kurz vorstellen ?

Mit Selphspace digitalisieren wir Abläufe in der Psychotherapie und Psychiatrie – als Blended Care Verfahren. Damit ergänzen wir die traditionelle Psychotherapie mit digitalen Inhalten und Abläufen, um die Compliance und Adhärenz von Patient:innen zu verbessern und Behandelnde bestmöglich durch Automatisierungen zu entlasten. Das ist gerade in der heutigen Zeit und der Knappheit an Therapieplätzen äußerst relevant.

Neben Vorteilen für Patient:innen schaffen wir für Therapeut:innen eine Zeitersparnis durch Automatisierungen. Zum Beispiel können sie digital diagnostische Testverfahren und Anamnesebögen verwenden. Sie haben durch Symptomabfragen und ein Stimmungsprotokoll eine bessere Verlaufskontrolle und können den Therapieplan dementsprechend anpassen. Außerdem können sie eigene Übungen und Infomaterialien einmalig erstellen und allen Patient:innen automatisiert schicken. Ergänzend stehen psychoedukative Inhalte, Skills und weitere Übungen von Selphspace zur Verfügung. Patient:innen können ihre Therapie vertiefen und Gelerntes aus der Therapie besser im Alltag umsetzen.

Welches Problem wollt Ihr mit Selphspace lösen?

Wir adressieren das Problem der fehlenden Therapieplätze und der stetig steigenden Nachfrage, mit der Therapeut:innen tagtäglich konfrontiert sind. Auf politischer Ebene müssten mehr Kassensitze für psychologische Psychotherapeut:innen geschaffen werden, um damit mehr Patient:innen eine Therapie zu ermöglichen. Hier setzen wir an. Mit Selphspace können wir Behandelnde von Zusatzaufgaben entlasten und ihnen mehr Freiraum und mehr Zeit mit ihren Patient:innen bieten. Gleichzeitig werden Patient:innen durch unsere App und individuelle Übungen ihrer Therapeut:innen im Alltag unterstützt, wodurch sich längere sitzungsfreie Phasen in der Therapie leichter überbrücken lassen.

Wie ist die Idee zu Selphspace entstanden ?

2021 schrieb ich meine Masterarbeit über das Thema einer digitalen Unterstützung für Patient:innen in Verhaltenstherapie. Johannes und Peter waren direkt von meiner Masterarbeit überzeugt und wir beschlossen, Selphspace gemeinsam umzusetzen. Dazu bewarben wir uns auf das Gründungsstipendium EXIST, mit diesem konnten wir Vollzeit an Selphspace arbeiten und starteten in eine große Testphase mit ambulanten psychologischen Psychotherapeut:innen.

Wie würdest Du Deiner Großmutter Selphspace erklären ?

Selphspace ist ein digitaler Ort, der die traditionelle Psychotherapie erweitert. Patient:innen speichern dort alle ihre Informationen und Übungen aus den Sitzungen und Erfahrungen aus dem Alltag zwischen den Sitzungen. Für Therapeut:innen sind – mithilfe von digitalen Fragebögen – die Entwicklung und die Symptomlast ihrer Patient:innen direkt digital dokumentiert. Dadurch sparen sie sich zusätzlichen Zeitaufwand.

Hat sich Euer Konzept seit dem Start irgendwie verändert ?

Ja, wir haben zu Beginn an einer digitalen Unterstützung hauptsächlich für Patient:innen gearbeitet und sind mittlerweile vor allem auch eine Software zur Unterstützung von Behandelnden.

Wir wollten von Anfang an eine Lösung entwickeln, die Therapeut:innen als aktiven Part mit einbezieht, um einerseits die Nutzerbereitschaft der Patient:innen zu erhöhen und andererseits Selphspace als aktiv genutztes Therapie-Tool zu etablieren. Es stellte sich heraus, dass wir damit auch die Arbeitsprozesse von Therapeut:innen automatisieren und vereinfachen können.

Wie funktioniert Euer Geschäftsmodell ?

Wir sind ein B2B SaaS Unternehmen. Die Software können ambulante Praxen und Kliniken in einem monatlichen Abonnement erwerben. Patient:innen erhalten über ihre Behandelnden einen App-Zugang. Behandelnde haben die Möglichkeit, über eine Desktop Version an ihrem Arbeitsrechner auf die Software zuzugreifen.

Wie genau hat sich Selphspace seit der Gründung entwickelt ?

Unser Team ist gewachsen und wir haben bereits viele zahlende Kunden gewonnen, die ihre Therapie mit Selphspace erweitern. Es macht uns große Freude, die Software und ihre zahlreichen Funktionen immer weiter auszubauen, um damit noch besser den Therapieprozess zu unterstützen.

Wir haben unser Angebot mittlerweile auch auf Kliniken mit einer psychosomatischen Einrichtung erweitert. Hier sind Blended Care Verfahren ebenfalls sinnvoll und wissenschaftlich erwiesen.

Wie groß ist Euer Startup inzwischen ?

Wir sind 3 Gründer:innen, unterstützt werden wir von Werkstudent:innen, Praktikant:innen und Freelancern in Psychologie, Software- und Produktentwicklung. Aktuell sind wir insgesamt 8 Personen.

Blicke bitte einmal zurück: Was ist in den vergangenen Jahren so richtig schief gegangen ist?

Zum Glück bisher noch nichts so richtig! Wir probieren und testen gerne und viele verschiedene Dinge direkt aus und merken dann relativ schnell, was wie funktioniert. Allerdings waren, wie bei anderen Startups auch, bürokratische Themen eine Herausforderung und sind das auch heute hin und wieder noch.

Was habt Ihr daraus gelernt ?

Täglich gibt es neue Herausforderungen und Learnings. Das größte Learning für uns ist, dass es sich lohnt, „einfach mal ins kalte Wasser zu springen“ und in neue Herausforderungen hinein- und mit ihnen zu wachsen. Und es ist hilfreich, im Kopf flexibel zu bleiben, falls eine Sache nicht so funktioniert wie erhofft, es zu akzeptieren, loszulassen und nicht mehr Zeit zu verlieren.

Und wo habt Ihr bisher alles richtig gemacht ?

Meistens haben sich die Dinge, die sich vom Bauchgefühl her direkt richtig angefühlt haben, auch als richtige Entscheidungen herausgestellt. Wir haben z.B. von Anfang an unsere Kund:innen und Nutzer:innen in die Entwicklung mit einbezogen und viele Workshops gegeben. Während Corona lief alles digital ab, heute ist es teils in Person, teils digital. Beides hat Vorteile.

Wie ist Euer Startup finanziert ?

Wir sind durch Fördermittel – darunter das Gründungsstipendium EXIST, eigene Einnahmen und ansonsten „gebootstrappt“ finanziert. Im Herbst 2024 planen wir eine erste Finanzierungsrunde.

Was sind Eure Pläne und Ziele für die nächsten 12 Monate ?

Für 2024 fokussieren wir uns auf die Weiterentwicklung unserer Software als integrierte Lösung für Kliniken. Wir freuen uns auf die kommenden Pilotprojekte mit Kliniken.

Zusätzlich verbessern wir auch die Funktionen für ambulante Psychotherapie Praxen weiter. Wir starten gerade unseren Newsletter – ihr findet ihn auf unserer Website. Außerdem bauen wir unsere Sales und Marketing Kanäle aus, um noch gezielter potentielle Kund:innen zu erreichen.

Für Interessenten, die Selphspace als Ergänzung ihrer Therapie mit digitalen Inhalten auszuprobieren möchten, haben wir einen kostenlosen Testzugang.

Wir bedanken uns für das Interesse und die Einladung zum Interview!

Wir danken euch.

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