Keepoala schafft den Retourenwahnsinn im Onlinehandel ab

Hallo Tjark, vielen Dank, dass Du Dir die Zeit für ein Interview mit uns nimmst ! Bitte stelle uns zu Beginn Dich und Dein Team bei Keepoala kurz vor:

Hi, ich bin Tjark Metzner, ich bin einer von drei Gründern von Keepoala. Zusammen mit Eik Lämmerhirt und Sebastian Engel-Wolf haben wir 2021 Keepoala gegründet. Wir kennen uns aus der Schulzeit und ich bin sogar mit Eik seit dem Kindergarten sehr gut befreundet. Auch wenn wir in den letzten Jahren bei unterschiedlichen Firmen und Startups gearbeitet haben, so konnten wir nun endlich uns zusammentun, Keepoala gründen und aktiv etwas gegen den Retourenwahnsinn unternehmen.

Vielleicht möchtest Du uns Euer Startup, ganz zu Beginn unseres Interviews, kurz vorstellen ?

Keepoala ist eine digitale Plattform, die umweltbewusste Konsument:innen für das Vermeiden von Retouren im Onlinehandel belohnt. Im Fokus steht die Keepoala Community, welche ihre Bestellungen per App trackt, sich gegenseitig zu nachhaltigerem Handeln motiviert und dafür Punkte sammelt, umweltbewusst einzukaufen und getätigte Bestellungen nicht zurückzuschicken. Teilnehmende Onlineshops profitieren von einer sinkenden Retourenquote, mehr Einblick in Retourdaten und vom Zugang zu retourenarmen Neukund:innen.

Welches Problem wollt Ihr mit Keepoala lösen?

In Deutschland wurden 2022 schätzungsweise 530 Millionen Pakete zurückgeschickt. Das sind 15 Retouren pro Sekunde. Retouren sind ein großes Problem im Onlinehandel, denn die Rückgabe, Transport, Aufbereitung oder Entsorgung kostet den Händler:innen viel Geld und belastet die Umwelt enorm. Außerdem bergen Retouren für die meisten Kund:innen hohes Frustrationspotential, da man im Schnitt 30 Minuten Zeit braucht, um eine Retoure wieder aufzugeben, zum Teil kostet die Retoure auch noch Geld. Zusätzlich haben Onlinehändler:innen oftmals wenig Einblick, aus welchen Gründen etwas zurückgesendet wird. Der Retourenzettel mit den Gründen ist nicht digital und wird in der Regel nicht ausgewertet.

Wie ist die Idee zu Keepoala entstanden ?

Wir selber bestellen viel im Internet und ärgerten uns oft über Retouren. Wir wussten, so geht es nicht nur uns. Gleichzeitig liegt uns die Umwelt am Herzen, ein Aspekt, der im Retourenumfeld zum Teil bewusst ausgeklammert wird. Deshalb war es Sebastian, Eik und mir klar, dass Retouren ein großes Problem des Onlinehandels sind und wir mit Keepoala etwas dagegen unternehmen wollen. Wir kommen aus anderen Branchen, genau deshalb schauen wir mit einem anderen Blick auf die Branche, die bis dahin nur wenig über Retoureneinsparungen und Kostensenkungen nachgedacht hat.

Wie würdest Du Deiner Großmutter Keepoala erklären ?

Keepoala schafft den Retourenwahnsinn im Onlinehandel ab. Durch die Anreize von Punkten und Gutscheinen ermutigen wir Kund:innen zu durchdachteren Kaufentscheidungen, indem wir Belohnungen für das Beibehalten von Bestellungen bieten. Genauso wie du Payback Punkte für deinen Lebensmitteleinkauf sammelst, sammelst du mit Keepoala Punkte für deine Onlinebestellungen, die du nicht zurückschickst. Da der Anteil an Einkaufenden, die sich so verhalten, durch die Keepoala Belohnungen steigt, sinkt unweigerlich das Retourenaufkommen. Am Ende profitieren die Kund:innen von niedrigeren Preisen, die Händler:innen von höheren Gewinnen und die Umwelt von einer Verringerung von Transportwegen und Emissionen.

Hat sich Euer Konzept seit dem Start irgendwie verändert ?

Verändert hat sich unser Konzept nicht viel, sondern wir haben unser Konzept auf Wunsch vieler Händler:innen erweitert. Händler können nun über unsere Plattform nicht nur auf die Retourenquote einwirken und die Retourendaten und -gründe digital analysieren, sondern auch ihre Retouren managen und den Kund:innen digitale Versandlabel zur Verfügung stellen. Zusätzlich können nun Kund:innen auch Produkte automatisch umtauschen oder ein Guthaben statt einer Auszahlung für eine Retoure bekommen. Da es eine solche Software bisher in der Form noch nicht gibt, haben wir diese für unsere Partnershops exklusiv weiterentwickelt. Wir arbeiten weiter an zusätzlichen Features für ein optimales Einkauferlebnis.

Wie funktioniert Euer Geschäftsmodell ?

Keepoala senkt effektiv die Retourenquote, indem Kund:innen mit Punkten belohnt werden, wenn sie auf das Zurückschicken verzichten. Die restlichen Retouren können automatisiert abgewickelt, Rücksendegründe analysiert und somit am Ende Kosten gesenkt werden. Dadurch steigern wir die Kundenbindung, reduzieren die Kosten und das führt zu einer Steigerung des Händlergewinns. Ein Teil dieser Ersparnisse und Zugewinne lassen wir uns provisionsbasiert als Softwareanbieter auszahlen.

Wie genau hat sich Keepoala seit der Gründung entwickelt ?

Zuerst haben wir mit progressiven Onlinemodeshops aus dem Fair Fashion Bereich gestartet. Inzwischen arbeiten wir mit fast 80 Shops zusammen und das nicht nur im Modehandel, sondern auch im Bereich Spielwaren, Electronics, Accessoires und Homeware. Letztlich wollen alle Retailer, mit denen wir zusammenarbeiten, mehr im Nachhaltigkeitsbereich tun und gleichzeitig profitabler werden. Wir sind sehr stolz, dass wir bei allen unseren Partnershops die Retourenquote senken konnten und mehr Transparenz bieten. Immer mehr Unternehmen sehen, dass das Thema Retouren für die Verbraucher:innen wichtiger wird und diese etwas dagegen unternehmen müssen. Wir können dabei den Shops am Besten helfen.

Blicke bitte einmal zurück: Was ist in den vergangenen Jahren so richtig schief gegangen ?

Was wir wirklich unterschätzt und so aus den Branchen, in denen wir vorher gearbeitet haben nicht kannten, ist, dass viele Unternehmen besonders aus der Modebranche die Kosten für Retouren ignorierten und teilweise garnicht beziffern konnten. Deshalb war es für uns schwer aufzuzeigen und zu überzeugen, dass wir Kosten für Unternehmen senken können. Wir sind davon ausgegangen, dass Unternehmen genau die Kosten dafür wissen. Generell haben wir nicht erwartet, dass die E-Commerce Branche stetig mit Ressourcenproblemen und vollen Projektpipelines zu kämpfen hat, was eine Zusammenarbeit oft verzögert.

Was habt Ihr daraus gelernt ?

Wir haben gelernt, dass man schnell aus seiner Komfortzone heraus muss, um seine Leistungen nicht nur auf LinkedIn oder auf Konferenzen zu lobpreisen, sondern es darum geht, so schnell wie möglich den Product-Market-Fit zu finden und damit Kund:innen, die bereit sind, dafür Geld zu zahlen. Kein potentieller Kunde dreht Däumchen, wartet auf dein Startup und deine Idee und kommt auf dich zu. Vor allem zu Beginn muss man durch die harte Vertriebssschule gehen und Klinken putzen.

Und wo habt Ihr bisher alles richtig gemacht ?

Wir haben von Anfang an unser Business Model geglaubt und es nicht gleich nach jedem individuellen Kundenfeedback angepasst oder abgeändert. Durchhalten ist auf jeden Fall unsere Stärke, die ich am besten bei meiner vorherigen Anstellung bei Flix gelernt habe.

Wie ist Euer Startup finanziert ?

Wir haben im März 2022 im Rahmen einer Pre-Seed Finanzierung einen mittleren sechsstelligen Betrag eingesammelt. Seitdem finanzieren wir uns über unser Geschäftsmodell und wachsen weiterhin stark.

Was sind Eure Pläne und Ziele für die nächsten 12 Monate ?

In den nächsten 12 Monaten wollen wir, trotz schwächelndem E-Commerce Markt und Konsumzurückhaltung, weiter stark wachsen. Der Hebel für die Reduzierung von Retouren ist bei großen Onlinehändlern am größten und hier möchten wir gerne helfen. Dazu gehören Outdoor-Händler:innen aber auch traditionelle Marktteilnehmer:innen wie Breuninger oder s.Oliver.

Vielen Dank für das Interview.

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