Tobias Klug von nuuEnergy im Interview

Hallo Tobi, vielen Dank, dass du dir die Zeit für ein Interview mit uns nimmst ! Stell dich unseren Leser:innen doch mal kurz vor – wer bist du, und was machst du bei nuuEnergy?

Ich bin Tobi, Mitgründer von nuuEnergy und bin bei uns für alle Themen in der Verantwortung, die nach der Kundenunterschrift passieren: Sprich von Einkauf bis Installation. Außerdem verantwortete ich den Bereich Finanzen und Investor Relations. Das klingt jetzt erstmal nach viel, aber wir haben ein wahnsinnig gutes Team, dass mir den Rücken frei hält.

Vielleicht möchtest du uns Euer Startup, ganz zu Beginn unseres Interviews, kurz vorstellen ?

Wir sind nuuEnergy aus München, geleitet von meiner Mitgründerin Julia und mir, und wir haben es uns zur Mission gemacht, die Wärmewende voran zu treiben.

Welches Problem wollt ihr mit nuuEnergy lösen?

Wir wollen die Komplexität bei der Planung und dem Einbau von Wärmepumpen reduzieren, sodass wir endlich Millionen von Häusern beim Heizen dekarbonisieren könnnen.

Wie würdest du deiner Großmutter nuuEnergy erklären ?

Wir sind ein moderner Heizungsbaubetrieb, der das Beste aus zwei Welten zusammenbringt: Das deutsche Fachhandwerk mit seiner Qualität und die Digitalisierung, sodass der Computer uns nervige Arbeiten abnimmt.

Wie funktioniert euer Geschäftsmodell ?

Unser Herzstück ist die extrem hochwertige Wärmepumpen Planung, die bei uns nur von Fachhandwerkern durchgeführt wird. Wenn der Kunde sich dann dazu entscheidet, eine Anlage von uns zu erwerben, kümmern wir uns um alles von Förderantrag über Einbau bis Wartung.

Blicke bitte einmal zurück: Was ist in den vergangenen Jahren so richtig schief gegangen ?

Wir haben letztes Jahr eine ziemliche Umstrukturierung im Team, auch Führungsteam, gemacht. Das macht natürlich keinen Spaß aber ist manchmal einfach notwendig.

Was habt ihr daraus gelernt ?

Es hilft nicht sich vor Konflikten zu verstecken, und besser man trifft entscheidungen früher als sie lange vor sich hin zu schieben.

Und wo habt ihr bisher alles richtig gemacht ?

Wir sind uns von Anfang an treu geblieben bei dem Motto, das Handwerk und die Qualität in den Fokus zu stellen. Und das zahlt sich extrem aus. Wir haben überhaupt keine Vertriebstricks oder ähnliches und trotzdem die beste Conversion Rate im ganzen Markt. Einfach weil es sich rum spricht: Die wissen was sie tun.

Was ist euer nächstes großes Ziel ?

Wie arbeiten am Launch von unserem nächsten Standort, da bin ich schon ziemlich voller Vorfreude. Zumal der in einer Region von Deutschland kommt, die ich echt gerne mag. Mehr darf ich noch nicht sagen.

Vielleicht noch ein paar persönliche Fragen – Stell dir vor, du würdest heute nochmal ganz von vorn starten. Was würdest du anders machen?

Länger bootstrapping durchvorverkaufen, noch mehr Zeit und Fokus ins Hiring stecken. Und bevor man ins Handwerk startet, erstmal paar Monate Praktikum in einem Betrieb machen. Es gibt so starke Handwerksunternehmen in Deutschland, die sind komplett unterm Radar aber man kann richtig viel von ihnen lernen.

Erinnerst du dich noch an den Moment, in dem du entschieden hast: Ich gründe ein Unternehmen!? Was war der Auslöser?

Ich wusste das ehrlich gesagt schon sehr lange und es ist auch nicht das erste Unternehmen. Aber ich hab mir dann im vorherigen Job einfach eine Deadline gesetzt: Ende August gehst du und baust etwas auf, auch wenn die Idee noch nicht perfekt ist. Der perfekte Zeitpunkt kommt nämlich eh nie.

Jede Gründung bringt Herausforderungen. Was war deine größte bisher – und wie hast du sie gelöst?

Als Gründer muss man sehr viel balancieren, von Zeit bis Emotionen. Der Tag ist immer zu kurz, das Geld immer zu knapp. Dieses Spannungsfeld kostet sehr viel Energie. Es war für mich einige Zeit echt eine Herausforderung zu lernen, auch mal abzuschalten und die Batterien wieder aufzutanken. Inzwischen habe ich aber gelernt, wo ich meine Pause brauche oder wie ich das “muss” von dem “kann” auf der Liste sortiert. Da kommt man aber nur hin wenn man wirklich aktiv an sich arbeitet.

Welche Entscheidung hat sich im Nachhinein als goldrichtig herausgestellt?

Wir haben so ein paar Hires gemacht, da lagen wir goldrichtig. Inzwischen haben wir so ein starkes, eingeschworenes Team, das ist echt unbezahlbar.

Was war der beste Ratschlag, den du je bekommen hast – und von wem?

Nicht auf den Wettbewerb achten. Ich glaube, der Tipp kommt von y-combinator und der ist so wahr. Du kannst Stunden auf LinkedIn rumhängen und auch mit Investoren sehr viel über Wettbewerber reden, aber es ist viel wahrscheinlicher, dass du intern Fehler machst als, dass der Wettbewerb dir schadet. Nur weil irgendein anderes Startup viel Geld eingesammelt hat, heißt das noch lange nicht, dass sie die richtige Strategie haben. Konzentrier dich auf deine Company, deine KPIs, lösche die Feuer die wichtig sind und schaue nicht zu sehr nach rechts und links.

Welchen Rat würdest du anderen Gründer:innen mit auf den Weg geben – besonders jenen, die noch zögern?

Es gibt wirklich nichts zu verlieren. Wenn du scheiterst, hast du sehr viel gelernt, neue Kontakte gewonnen und kannst “Gründerin” oder “Gründer” in den Lebenslauf schreiben. Lass dich nicht einschüchtern von der deutschen Sicherheitskultur, die mit Selbstverwirklichung wirklich nichts zu tun hat.

Was ist eine harte Wahrheit über Unternehmertum, über die zu wenig gesprochen wird?

Die Depressions- und Burnout-Raten sind hoch und tatsächlich noch höher unter Männern. Man muss das Thema von Tag eins ernst nehmen und gegensteuern, sonst wird einen der Stress früher oder später einholen.

Welche Bücher, Podcasts oder Menschen inspirieren dich – und warum?

Bei den ganzen Business-Themen bin ich ganz klar bei “weniger ist mehr”. Man hat ja inzwischen so richtig FOMO, den neuesten Startup-Hack oder den nächsten heißen Podcast zu verpassen. Das lenkt mich nur ab. Ich lasse mich inzwischen lieber von einem guten Roman inspirieren als dem nächsten Business Buch. Mich inspirieren Menschen, die genau wissen, warum sie ihre Lebenszeit in das stecken, was sie tun und nicht einfach so mit dem Strom schwimmen.

Was war für dich ein echter „Gamechanger“ – ob Tool, Team oder Mindset?

Ich zwinge mich radikal und ohne Kompromisse zum täglichen priorisieren mit To-Do-Liste, und zwar wirklich jeden Tag. Wenn man nämlich einfach mal so los arbeitet und schaut was passiert, kann man nur verlieren. Ich nutze dafür Todoist, aber das geht natürlich auch auf Papier.

Was bedeutet für dich Erfolg – ganz persönlich?

Das ist bei mir eher so ein gewisses Gefühl als ein zum Beispiel eine konkrete Zahl. Manchmal gehe ich aus dem Office und lächle einfach, weil sich das, was wir tun, so richtig anfühlt. Das liegt dann oft an einem guten Kundenfeedback oder einem Erfolg, den wir im Team gefeiert haben. Das wertvollste was ich auf diesem Planeten habe ist meine Zeit, und wenn ich die in Dinge stecke, die mich erfüllen und glücklich machen, wenn man viele dieser Momente hat, dann ist das für mich ein riesiger Erfolg.

Wenn du anderen Gründern oder Unternehmer:innen aus Bayern eine Botschaft mitgeben könntest – welche wäre das?

München ist im Kommen, vergesst Berlin. Macht euch aber darauf gefasst, dass alles teurer ist, ihr aber auch nicht mehr Investment bekommt.

Vielen Dank, dass du dir die Zeit genommen hast, mit uns so offen zu sprechen.

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