Für den nachhaltigen Paketversand: wiederverwendbare Verpackungen von hey circle sparen Abfall und CO2

Hallo Doris Diebold vielen Dank, dass Du Dir die Zeit für ein Interview mit uns nimmst! Bitte stelle uns zu Beginn Dich und Dein Team bei hey circle kurz vor:

Hallo, ich bin Doris, Gründerin und Geschäftsführerin von hey circle in München.

Vielleicht möchtest Du uns Euer Startup, ganz zu Beginn unseres Interviews, kurz vorstellen?

Mit hey circle bieten wir wiederverwendbare Versandboxen und Versandtaschen als Alternative zum kurzlebigen Einwegkarton. Meine zehn Kolleginnen, Kollegen und ich etablieren den Mehrweg-Versand als Standard im E-Commerce und reduzieren so Abfall und CO2-Emissionen.

Welches Problem wollt Ihr mit hey circle lösen?

Wir wollen einen nachhaltigen Umgang mit Ressourcen fördern und Schluss machen mit den stetig wachsenden Abfallbergen. Deutschland ist mit 237 Kilogramm Verpackungsmüll jährlich pro Person zweitgrößter Abfallverursacher in Europa. In absoluten Zahlen sind wir mit 19,7 Millionen Tonnen Verpackungsmüll trauriger Europameister. Mehr als 4,5 Milliarden Paketsendungen jährlich in Deutschland tragen vor allem durch Einwegkartons mit rund 1,5 Mio. Tonnen Abfall und 3 Mio. Tonnen CO₂ -Emissionen dazu bei. Verbraucherinnen und Verbraucher wünschen sich eine grüne Alternative für den Onlinehandel. Unsere Antwort darauf: Verpackungen, die sich immer und immer wiederverwenden lassen. Unsere Boxen und Taschen sind auf 50 Umläufe – also 100 Versendungen – ausgelegt und sparen so bis zu 94 % Abfall und rund Dreiviertel der CO2-Emissionen im Vergleich zur Nutzung einer neuen Einwegverpackung ein.

Wie ist die Idee zu hey circle entstanden ?

Ich hatte schon länger den Wunsch, in einem Unternehmen zu arbeiten, das einen positiven Impact schafft. Deshalb habe ich mich auch bei vielen großartigen Startups in Bayern umgesehen, aber ziemlich schnell erkannt, dass ich eigene Ideen verfolgen möchte – und davon hatte ich einige! Dadurch, dass ich als beruflich stark eingebundene Mama häufig im Internet bestelle, hatte ich das Problem mit den Abfallbergen durch Versandverpackungen immer vor Augen. Ich habe schnell erkannt, dass es zu diesem Zeitpunkt so gut wie keine Alternative zu Einweg gab, und habe beschlossen, selbst für eine Lösung zu sorgen. 2021 habe ich dann hey circle gegründet und mir nach und nach meine Mitstreiterinnen und Mitstreiter an die Seite geholt. Darunter Morris, unseren CTO, und Rebecca, unsere COO.

Wie würdest Du Deiner Großmutter hey circle erklären ?

So wie du deine Einkaufstasche mit in den Supermarkt nimmst, die Äpfel im Mehrweg-Netz abwiegst und die leere Getränkeflasche zum Pfandautomaten zurückbringst, kann das auch mit Paket-Verpackungen laufen: Bei hey circle nimmt man einfach seinen Bestellungen aus dem Paket und schickt die Verpackung wieder zurück an den Onlinehändler. Damit diese immer und immer wieder benutzt werden kann. So wird die Papiertonne nicht so voll und die Umwelt wird geringer belastet. Wiederverwenden statt Wegwerfen ist die Lösung.

Hat sich Euer Konzept seit dem Start irgendwie verändert?

Das Prinzip ist tatsächlich von Beginn an das Gleiche geblieben, weil ich bereits sehr früh in die umfangreiche Recherche und Gespräche gegangen bin, wie sich der größte Impact erzielen lässt. Zum Beispiel hatte schon der erste Prototyp unserer Box die Faltung, für die wir heute drei Patente halten und die an den Bedürfnissen der Logistiker ausgerichtet ist. Und wir waren von Anfang an überzeugt, dass sich nicht mit dem klassischen Pfandmodell, sondern mit einem nachgelagerten Pfand dafür sorgen lässt, dass möglichst viele Menschen Mehrweg-Verpackungen auswählen und zeitnah wieder zurückgeben. Deshalb macht die Hälfte unseres Angebots unsere einzigartige IT-Lösung aus.

Wir sind aber ständig daran, unsere Produkte weiterzuentwickeln, arbeiten an einem Reverse-Logistik-System zur Rückgabe der Verpackungen im Handel und bieten maßgeschneiderte Lösungen für Unternehmen.

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Wie funktioniert Euer Geschäftsmodell?

Unternehmen können die Taschen und Boxen mieten oder kaufen und haben die Möglichkeit, sie mit einem Logo oder vollständig zu branden. Der monatliche Mietpreis entspricht in etwa dem Kaufpreis einer neuen Einweg-Verpackung. Alle großen Paketdienstleister haben die hey circle Versandverpackungen in ihrer Logistik getestet und transportieren diese für Unternehmen. Die Rückgabe der leeren, effizient gefalteten Taschen und Boxen erfolgt über denselben Weg.

Neben dem Endkundenversand ist die Mehrweg-Versandlösung für Geschäftskunden, die Intralogistik, die Filialbestückung, Click & Collect, Miet- und Reparatur-Services, den gekühlten Nahrungsmittel- und Medikamenten-Versand prädestiniert. Die IT-Lösung ermöglicht ein nachgelagertes Pfand und sichert die benötigte hohe Rückgabe-Quote.

Wie genau hat sich hey circle seit der Gründung entwickelt?

Insgesamt haben wir jetzt an die 40 Kunden, die unsere Produkte einsetzen, darunter die Österreichische Post, die 40.000 Versandtaschen bei uns bestellt hat. Wir führen außerdem groß angelegte Testläufe durch, etwa mit Trigema, Viu und DPD. Wir haben im vergangenen Jahr unsere IT-Plattform an den Start gebracht, die eine einfache Anbindung an bekannte Shopsysteme ermöglicht. Das war ein riesiger Schritt für uns, weil wir uns nun für die Handelskunden um die gesamte Nachverfolgung kümmern können.

Blicke bitte einmal zurück: Was ist in den vergangenen Jahren so richtig schief gegangen? Was habt Ihr daraus gelernt? Wo habt Ihr alles richtig gemacht?

Natürlich gibt es immer Entscheidungen, die man im Nachgang hinterfragt. Als Gründer muss man häufig Entscheidungen mit vielen Annahmen und hohem Risiko treffen. Wenn zu dem Zeitpunkt nach bestem Wissen und Gewissen und unter Abwägung von Chancen und Risiken getroffen wurden, kann man Rückschläge als Lernerfahrung verbuchen. Unsere Erfolgsgeschichte zeigt, dass wir oft richtig lagen.

Wie ist Euer Startup finanziert ?

Der Impact Investor capacura ist als Lead-Investor bei hey circle an Bord. Außerdem sind Gateway Ventures, CK Venture, super angels, Brangs + Heinrich sowie weitere Business Angels, z. B. vom Netzwerk BayStartup, beteiligt.

Was sind Eure Pläne und Ziele für die nächsten 12 Monate ?

Wir verstärken unser Sales- und IT-Team, bauen unsere Produktionskapazitäten aus und erweitern das Produkt-Portfolio. Wir entwickeln zum Beispiel gerade noch eine weitere Box, die doppelt groß ist wie die bislang größte. Die ist super für die Intralogistik oder auch, um gekühlte Lebensmittel zu versenden. Wir sind außerdem mit großen deutschen E-Commerce-Händlern im Gespräch und freuen uns darauf, noch mehr Partner in Crime zu gewinnen. In Deutschland und im Ausland.

Vielen Dank für das Interview.

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