ZAITRUS – eine Revolution im Kampf gegen Mikroplastik: Wie ein Bayreuther Deep-Tech Startup neue Maßstäbe in der Überwachung von Mikroplastik setzt

Hallo Till, vielen Dank, dass Du Dir die Zeit für ein Interview mit uns nimmst! Bitte stelle uns zu Beginn Dich und Dein Team bei ZAITRUS kurz vor:

Vielen Dank, ich freue mich auf das Interview! Ich bin Till, einer der Mitgründer von ZAITRUS. Unser Team besteht aus vier leidenschaftlichen Gründern: Jens, Valentin, Vincent und meiner Wenigkeit. Gemeinsam bringen wir einen Mix aus technischer Expertise, strategischer Vision und einem tiefen Engagement für Nachhaltigkeit in unser Unternehmen ein. Innerhalb des letzten Jahres haben wir zudem unsere ersten dreizehn Mitarbeitenden eingestellt. Der Großteil davon ist in der technischen Entwicklung von Sensor, Messhardware, KI- und IT-System angestellt, ein kleiner Teil unterstützt Vincent und mich im kaufmännischen Bereich. Die meisten unserer Kolleg*innen arbeiten in Bayreuth vor Ort, einige aber auch remote aus ganz Deutschland.

Vielleicht möchtest Du uns Euer Startup, ganz zu Beginn unseres Interviews, kurz vorstellen ?

ZAITRUS ist ein Impact-Startup, das eine revolutionäre Lösung zur Überwachung und Klassifizierung von Mikroplastik im Durchfluss entwickelt hat. Mit unserem patentierten ZAITRUS Smart Sensor und einer speziell entwickelten KI bieten wir Unternehmen, Forschung und öffentlichen Einrichtungen die Möglichkeit, Mikroplastik in Echtzeit zu überwachen, Reduktionsmaßnahmen einzuleiten sowie Kosten und Risiken in Prozesssteuerung und Qualitätsmanagement zu minimieren.

Welches Problem wollt Ihr mit ZAITRUS lösen?

Mikroplastik ist eine der größten Umweltbedrohungen unserer Zeit und viele Stakeholder wollen oder müssen bereits ihre Produkte oder Prozesse auf Verunreinigungen überwachen. Aktuelle Detektionsmethoden sind allerdings sehr teuer, zeitaufwendig und erlauben lediglich die händische Untersuchung von Stichproben. Wir bei ZAITRUS wollen genau dieses Problem lösen, indem wir eine kostengünstige und automatisierte Möglichkeit bieten, Mikroplastik in Echtzeit zu detektieren und zu quantifizieren. So helfen wir Unternehmen und öffentlichen Einrichtungen, ihre Prozesse zu optimieren und regulatorische Anforderungen zu erfüllen, während wir gleichzeitig einen Beitrag zum Umweltschutz leisten.

Wie ist die Idee zu ZAITRUS entstanden ?

Die Idee entstand aus der Erkenntnis, dass Mikroplastik in unserem Alltag allgegenwärtig ist, aber es keine wirklich effektive Methode gibt, um es in Echtzeit zu überwachen. Jeder Mensch nimmt pro Woche Mikroplastik in der Menge einer Kreditkarte zu sich – das hat uns wirklich schockiert. Als wir dann feststellten, dass die vorhandenen Analysemethoden viel zu aufwendig sind, war klar, dass es eine Lösung braucht, die skalierbar, effizient und erschwinglich ist. Meine Co-Founder Jens und Valentin haben dazu die technologischen Grundlagen in Forschungsarbeiten an der Uni untersucht und gemerkt, dass man das nur mit einem nachhaltigen Geschäftsmodell in die Umsetzung bringen kann. So entstand die Idee für ZAITRUS.

Wie würdest Du Deiner Großmutter ZAITRUS erklären?

Stell dir vor, Oma, überall um uns herum schwimmen winzige Plastikteilchen im Wasser, die man mit bloßem Auge gar nicht sehen kann, welche aber dennoch gefährlich für Mensch und Natur sind. Wir haben ein Gerät entwickelt, das diese Teilchen live und in Echtzeit in jeder Wasserleitung, Klär- oder Produktionsanlage erkennen kann. Die Ergebnisse werden dann digital gemeldet und die Partikel können im nächsten Schritt entfernt und Produkte gesichert werden. So machen wir die Welt ein kleines bisschen sauberer und gesünder.

Hat sich Euer Konzept seit dem Start irgendwie verändert?

Zu Beginn haben wir uns vor allem auf die reine Technologie und das Verfahren konzentriert – die Anfangszeit von ZAITRUS war stark technisch geprägt und stand ganz im Zeichen der Entwicklung. Das Grundprinzip ist dabei immer gleichgeblieben, die technischen Komponenten wurden im Laufe der Zeit aber natürlich immer ausgereifter und haben sich an unsere Anforderungen angepasst. Unser Geschäftsmodell hat sich erst im Laufe der Zeit so wirklich herauskristallisiert. Zu Beginn wollten wir, wie alle Messgerätehersteller, einen Sensor verkaufen und ggf. Zusatzservices anbieten. Mittlerweile arbeiten wir aber in Richtung eines „Everything as a Service“-Modells, bei dem unsere Kunden ein Rundum-sorglos-Paket erhalten – inklusive Datenerhebung, Visualisierung und konkreten Handlungsempfehlungen. Dadurch minimieren wir das Risiko auf Kundenseite und können Erfahrungen aus dem Betrieb unseres Systems direkt in die Entwicklung einfließen lassen.

Auch hat sich der Fokus vom reinen Mikroplastikmonitoring mittlerweile in die breitere Fremdstofferkennung geweitet. Denn wir haben erkannt, dass unser System auch Metall, Glas, organische Materialien oder Luftblasen detektieren kann. Welche Materialien hier wie gut erkannt werden können und gleichzeitig auch sinnvolle Anwendungsfälle bieten, erforschen wir laufend weiter.

Wie funktioniert Euer Geschäftsmodell?

Unser Geschäftsmodell basiert auf einem Komplettpaket, das wir dem Kunden anbieten – sozusagen als „Everything-as-a-Service“. Der Kunde bekommt die Hardware von uns geliefert, wir bauen sie ein und kümmern uns um Service und Wartung. Das minimiert das Investitionsrisiko für unsere Kunden. Ein wesentlicher Teil unseres Systems liegt zudem in der KI-Datenauswertung sowie der Datenspeicherung und -aufbereitung. Auch diese ist Teil unseres Komplettpakets, da unsere spezialisierte Hard- und Software nur zusammen funktionieren können. Damit bieten wir eine vollständige Lösung für das Mikroplastik-Monitoring an, die kostengünstiger und effizienter ist als herkömmliche Labormethoden. Der Kunde muss uns im Prinzip nur sagen, wo gemessen werden soll und wohin die ausgewerteten Daten am Ende fließen sollen – zum Beispiel für die Anlagensteuerung oder Qualitätskontrolle. Alles dazwischen machen wir! Das hält den Aufwand für die Kunden niedrig und hilft uns gleichzeitig, unsere KI weiterzuentwickeln und die Hardware zu optimieren.

Wie genau hat sich ZAITRUS seit der Gründung entwickelt?

Die Story begann eigentlich an der Uni Bayreuth, wo unsere beiden technischen Gründer die Grundidee in ihren Masterarbeiten und darauf aufbauenden Papers entwickelten. Dann haben wir – damals noch unter anderem Namen – das EXIST-Gründerstipendium erhalten. In dieser Phase sind Vincent und ich als dritter und vierter Co-Founder dazugestoßen. In diesem Jahr von 2022 bis 2023 haben wir dann unseren ersten Prototyp entwickelt und unsere Technologie zum Patent angemeldet.

Der echte Boost kam im November 2023 als wir eine Forschungskooperation mit der MicroBubbles GmbH, einer Tochter der „Bundesagentur für Sprunginnovationen“ (SPRIN-D) eingegangen sind. Das Wachstum war dann echt krass: In nur einem Jahr sind wir von vier auf 17 Leute gewachsen, und die nächsten beiden Kollegen*innen stehen schon in den Startlöchern. Aus unserem kleinen Laborprototyp ist mittlerweile ein praxistaugliches System geworden, und 2025 starten wir mit den ersten längerfristigen Pilotanwendungen. Die SPRIN-D ist aus unserer Erfahrung echt ein absoluter Gamechanger für Tech-Startups in Deutschland!

Wie groß ist Euer Startup inzwischen ?

Unser Startup ist in den letzten Jahren stark gewachsen. Aus einem Gründerteam von vier Personen sind wir mittlerweile zu einem 17-köpfigen Team herangewachsen. Ende 2023 sind wir daher in ein größeres Büro umgezogen, da die Räumlichkeiten an der Universität Bayreuth zu eng wurden. Dieses Wachstum bestätigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind, und wir freuen uns darauf, unser Team weiter auszubauen, um die Herausforderungen der Mikroplastikbekämpfung noch gezielter und effektiver anzugehen.

Blicke bitte einmal zurück: Was ist in den vergangenen Jahren so richtig schief gegangen ?

Oh Mann, da gäbe es einiges zu erzählen! (lacht) Die größte Herausforderung zu Beginn war unsere unterschiedlichen Vorstellungen als Gründer unter einen Hut zu bringen – sei es bei der Unternehmensausrichtung oder der Anteilsverteilung. Das waren echt harte, aber wichtige Diskussionen. Zwischendurch standen wir sogar kurz vor dem Aus, haben das aber zum Glück noch gedreht.

Im Alltag gibt’s natürlich immer wieder kleine und größere Fails. Da wir viel mit Wasser arbeiten, läuft auch mal was aus. Wir haben auch schon Equipment für 20.000 Euro gekauft, das dann überhaupt nicht das konnte, was wir erhofft hatten. Sowas tut weh, aber das gehört zum Lernprozess dazu. Bin schon gespannt, was nächste Woche schiefgeht! (schmunzelt)

Was habt Ihr daraus gelernt ?

Wir haben gelernt, dass Fehler und Ungewissheiten einfach dazugehören – wichtig ist, daraus zu lernen. Der beste Weg zu lernen ist daher oft, schnell viel auszuprobieren und so zu lernen, was funktioniert und was nicht. Klar macht man dabei Fehler, aber besser früh mit Zeit gegenzusteuern als spät, wenn man sich schon in eine Sackgasse manövriert hat. Am Ende zählt der Prozess, wie man zum Ergebnis kommt und der muss immer besser werden und zu einem effizienten Ergebnis führen.

Und wo habt Ihr bisher alles richtig gemacht?

Nirgends zu 100 Prozent! Aber bei der Mitarbeiterauswahl sind wir mittlerweile echt gut geworden. Und gute Mitarbeitende sind der stärkste Hebel, den man als Unternehmen hat, davon bin ich mittlerweile überzeugt. Klar hatten wir auch da mal einen Fehlgriff, aber daraus haben alle Seiten gelernt und einen guten Weg gefunden. Heute haben wir ein super Gespür dafür, wer zu uns passt. Dadurch können wir Mitarbeitenden schnell Verantwortung übertragen und so deren und unsere Arbeitskraft in die Problemlösung und Entwicklung unseres Start-ups lenken. Das macht uns, glaube ich, auch zu einem richtig guten Unternehmen und auch einem tollen Arbeitgeber – den Fachkräftemangel spüren wir jedenfalls nicht so sehr wie andere.

Wie ist Euer Startup finanziert ?

Im Gegensatz zu vielen anderen Deep-Tech-Start-ups in unserer Phase haben wir noch kein Eigenkapitalinvestment aufgenommen. Wir finanzieren uns komplett über eine Forschungskooperation mit der MicroBubbles GmbH, einer Tochter der Bundesagentur für Sprunginnovationen (SPRIN-D). So können wir unsere aktuellen Entwicklungsausgaben decken, während wir uns noch in der Vorlaufphase befinden und keine Umsätze generieren. Zudem bleibt das generierte IP komplett bei uns und aktuell halten wir Gründer noch alle Unternehmensanteile.

Diese Unterstützung war entscheidend, um unsere Technologie weiterzuentwickeln und in die Pilotphase zu überführen. Ende 2025 werden wir dann allerdings sehr sicher eine Investmentrunde aufnehmen, um damit den Markteintritt 2026 ins Visier nehmen zu können. Dann wird sich zeigen, wie schnell wir wachsen sollten und wann wir profitabel werden können.

Was sind Eure Pläne und Ziele für die nächsten 12 Monate ?

Wir haben zwei große Ziele – oder besser gesagt zweieinhalb. Erstens müssen wir langfristige Pilotkundeneinsätze auf die Beine stellen. Dafür muss einerseits unser Business-Team die Kunden gewinnen und das Tech-Team gleichzeitig die funktionierenden Pilotsysteme liefern. Hier bestehen natürlich starke Abhängigkeiten zwischen den möglichen Pilotkunden, ihren Anwendungsfällen und unserem technischen Fortschritt.

Das andere große Thema ist unsere aktuelle Finanzierung, die Stichtag 31.12.2025 ausläuft. Das heißt, wir müssen eine Anschlussfinanzierung sichern. Dafür sind die Pilotkunden extrem wichtig – sie zeigen potenziellen Investoren, dass unser Produkt einen realen Markt bedient.

Vielen Dank für das Interview.

Vielen Dank für euer Interesse und die Möglichkeit zum Austausch! Wir freuen uns jederzeit darauf, euch über unsere weiteren Fortschritte und Entwicklungen zu informieren.

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