PLYCE bietet eine universelle digitale Plattform für Projekte

Hallo Christian, hallo Florian, vielen Dank, dass Ihr Euch die Zeit für ein Interview mit uns nehmt! Bitte stellt uns zu Beginn Euch und Euer Team bei PLYCE kurz vor:

Wir freuen uns über das Interview, vielen Dank für die Einladung! PLYCE wurde von insgesamt vier Personen gegründet, neben uns noch Jonas und Veit. Wir haben uns 2012 während unserer Forschungsarbeiten zum Innovationsmanagement bzw. zu cyber-physischen Systemen an der TUM kennen gelernt. Im Anschluss hat es uns vier zu einem großen Münchener Automobilkonzern in unterschiedliche Bereiche verschlagen. In dieser Zeit haben wir auch PLYCE aufgebaut.

Vielleicht möchtet Ihr uns Euer Startup, ganz zu Beginn unseres Interviews, kurz vorstellen ?

PLYCE ist ein Software- und Beratungsunternehmen aus München. Wir haben im letzten Jahr eine „Agile Project Funding Platform“ entwickelt, die unseren Kunden dabei hilft, ihre Projekte und Initiativen aller Art deutlich effizienter und mit starkem unternehmerischem Mind-Set zu managen. Wir bieten hiermit eine universelle digitale Plattform für Projekte, die datenbasierte Einblicke in die Projektlandschaft eines Unternehmens ermöglicht und gleichzeitig die Basis schafft, flexibel eine agile Projektsteuerung zu implementieren. Unsere Plattform bringt hierzu die wichtigsten Zutaten zusammen – Projektteams, Mitarbeiter, Management und Budget.

Wir konnten zeigen, dass Projekte sehr davon profitieren, wenn man sie so managed, als wären sie Start-ups innerhalb eines Unternehmens. Mit unserer Technologie machen wir deshalb die Kernprinzipien von „Lean Start-ups“ und Venture Funding auch für reife Organisationen einfach anwendbar. Diese Erkenntnis spiegelt sich auch in unserer Vision wider: Make every employee an entrepreneur, every idea a business success, and every failure an insight.

Welches Problem wollt Ihr mit PLYCE lösen ?

Aus unserer Forschungsarbeit und der Beratung zahlreicher Unternehmen wissen wir, wie schwierig es ist, die Vielfalt an Projekten und Initiativen innerhalb eines Unternehmens transparent, faktenbasiert und effizient zu steuern. In verschiedenen Geschäftsbereichen einer Organisation werden Projektmanagement und -steuerung teils immer wieder neu erfunden: eigene Prozesse, eigene Excel-Templates, hoher manueller Aufwand und geringe Vergleichbarkeit. Tritt man einen Schritt zurück, werden dabei immer dieselben Themen betrachtet: Kosten, Nutzen, Kapazitäten, Zeitpläne, Ziele und Ergebnisse. Vermeintlich einfache unternehmerische Fragen können jedoch nur mit großer Mühe beantwortet werden: „Wie viele Projekte laufen gerade bei Ihnen z.B. zum Thema Data Analytics? Welchen Wertbeitrag und welche Kosten erzeugen diese Projekte? In welchem Status befinden sie sich? Hat es zu verwandten Themen bereits ähnliche Projekt in anderen Bereichen gegeben? Wer war involviert?“ – hierauf erntet man meist nur ein betroffenes Schulterzucken. Kurzzyklische agile Steuerung ist so natürlich kaum realisierbar.

Die meisten Unternehmen haben auf jeder Ebene mit Volatilität umzugehen. Mit anderen Worten: sich häufig ändernde Rahmenbedingungen und Anforderungen. Auch trotz der mittlerweile starken Verbreitung agiler Arbeitsweisen läuft die Budgetplanung der meisten Unternehmen noch immer im klassischen Jahrestakt. Projekte werden i.d.R. weit im Voraus geplant und budgetiert. In der Realität sind jedoch immer wieder Anpassungen aufgrund unvorhersehbarer Themen erforderlich. Teilweise müssten Projekte bei Betrachtung der Faktenlage sogar konsequenter abgebrochen werden, um Budget und Ressourcen effektiver an anderer Stelle zu nutzen. Die unternehmensübergreifende Transparenz hierfür fehlt jedoch.

Genau hier setzen wir mit unserer Lösung an. Unser Tool ist eine digitale Plattform für Projekte, die jedes Unternehmen in die Lage versetzt, Projekte einheitlich zu beschreiben und so auch zu analysieren und zu vergleichen. Je nach Bedarf, können die Kunden entscheiden, mit welchen Zyklen eine agile Projektfinanzierung etabliert werden soll: z.B. quartalsweise oder monatlich statt jährlich. Mitarbeitern, Management und „Intrapreneuren“ wird mit PLYCE eine kollaborative Projektplattform geboten, die Finanzierungs-, Steuerungs-, Kommunikations- und Analyseinstrument zugleich ist.

Wie ist die Idee zu PLYCE entstanden ?

Während unserer Zeit am Institut für Werkzeugmaschinen und Betriebswissenschaften der TUM haben wir im Rahmen von Beratungsprojekten im Innovations- und Änderungsmanagement immer wieder hautnah erlebt, wie schwierig es ist, den Überblick über die interne Projektlandschaft zu behalten, geschweige denn, auf Basis gut vergleichbarer Kennzahlen faktenbasiert zu entscheiden. In den meisten Unternehmen gelingt es heute zudem noch nicht, Projekte kurzzyklisch und agil zu finanzieren und dabei die formalen Anforderungen (z.B. Dokumentation, Revisionssicherheit) zu erfüllen. Aus Effizienzgründen taktet die Budgetplanung meist jährlich und auch Projekte werden langfristig von vorne bis hinten im Voraus geplant – was aufgrund von Prämissenänderungen in der Realität zu ineffizienter Ressourcenallokation führt. Wie bereits erwähnt, macht der Wildwuchs an bereichs-spezifischen Excel Sheets und Schattenprozessen sowie das Fehlen einer einheitlichen Plattform eine datenbasierte Vergleichbarkeit unmöglich.

Nach unserer Erfahrung kann durch die gesteigerte Transparenz und mithilfe der agilen Projektfinanzierung als Steuerungsmodell gut 30% des Budgets gespart und bis zu 40% mehr Projekte erfolgreich umgesetzt werden. Dabei sind die Kosten, die entstehen, um das Rad in jeder Ecke des Unternehmens laufend neu zu erfinden (z.B. Projektsteuerung, Excel-Controlling) noch gar nicht berücksichtigt. Für Unternehmen jeder Größe liegen sowohl in Ersparnis als auch in erheblicher Beschleunigung aus unserer Sicht riesige Potenziale. Nicht erst seit Corona wird das ein entscheidender Erfolgsfaktor sein, denn auch die digitale Transformation gelingt nicht mit monolithischen Großprojekten, sondern in schnellen Iterationen.

Wie würdet Ihr Eurer Großmutter PLYCE erklären ?

Stell dir vor, du sollst das Geld auf deinem Konto in verschiedene Projekte investieren – die Ergebnisse kommen dir zugute. Natürlich spendierst du vornehmlich in die Projekte, die dich initial überzeugt haben und Erfolg versprechen. Da du dein Geld nicht verschwenden möchtest, wird dich in regelmäßigen Abständen interessieren, ob sich die versprochenen Ergebnisse auch einstellen.

Die Leute arbeiten aber an ganz verschiedenen Orten, erledigen unterschiedliche Aufgaben und machen nicht gleich schnell Fortschritte. Sie tun sich auch schwer, zügig alle wichtigen Informationen auszutauschen und vergleichbar aufbereitet für dich parat zu haben. Ohne es böse zu meinen, dauert es viel zu lange bis du erfährst, dass ein Projekt in Schieflage geraten ist und du kein weiteres Geld hinein investieren solltest.

Damit dein Geld nicht verschwendet wird, alle eifrigen Helfer an den richtigen Themen arbeiten, viele neue Ideen für tolle neue Projekte entstehen und niemand wertvolle Zeit für manuelle Aufbereitung von Informationen aufwendet, haben wir PLYCE gegründet.

Hat sich Euer Konzept seit dem Start irgendwie verändert ?

Definitiv. Zu Beginn hatten wir einen starken Fokus auf digitale Innovationsprojekte im Kontext der digitalen Business Transformation. Die agile Projektfinanzierung bzw. die datengetriebene Projektsteuerung lassen sich aber deutlich breiter anwenden. Hier haben uns die vielen Gespräche mit potentiellen Kunden enorm weitergeholfen. Entsprechend haben wir auch den Funktionsumfang unserer Plattform immer wieder angepasst und erweitert.

Wie funktioniert Euer Geschäftsmodell ?

PLYCE ist eine SaaS-Lösung. Wir bieten verschiedene Lizenzmodelle an, die je nach Funktionsumfang und Anzahl der Nutzer variieren. Bei Bedarf bieten wir unseren Kunden natürlich auch Beratungs- bzw. Serviceleistungen an, beispielsweise zur Implementierung von Best-Practice-Prozessen für die agile Projektfinanzierung.

Blickt bitte einmal zurück: Was ist in den vergangenen Jahren so richtig schief gegangen ?

So richtig schief gegangen ist bislang zum Glück noch nichts. Ausgenommen vielleicht, dass sich vor ein paar Wochen von einem Tag auf den anderen unsere halbe Website in Wohlgefallen aufgelöst hat.

Was habt Ihr daraus gelernt ?

Habe für wichtige Dinge ein Backup parat (lacht).

Und wo habt Ihr bisher alles richtig gemacht ?

Wir nehmen natürlich mit Überzeugung unsere eigene Medizin. Ich denke, dass wir kurzzyklisch arbeiten und unser Produkt in enger Zusammenarbeit mit Pilotkunden entwickeln, ist vielleicht der wichtigste Erfolgsfaktor – gerade im B2B-Geschäft. So investieren wir nicht zu lange Zeit und Mühen in Features, die keine begeisterten Nutzer finden. Das soll nicht heißen, dass wir hier schon vollständig zufrieden mit uns sind. Man kann es immer besser machen und unser Backlog an Ideen ist noch lang, aber bisher ist das Kundenfeedback sehr gut.

Wie ist Euer Startup finanziert ?

Unser Ziel ist es, so lange wie möglich unabhängig zu bleiben und unsere eigenen Entscheidungen treffen zu können. Deshalb ist PLYCE bislang eigenfinanziert. Mit unserem Ansatz, eng mit einem Kreis von Pilotkunden zu kooperieren, generieren wir einerseits Einnahmen aus unserer Beratungstätigkeit. Andererseits beteiligen sich Unternehmen auch an der Finanzierung unserer Plattform und erhalten als Gegenleistung so z.B. die Möglichkeit, ihre Anforderungen direkt in die Produktgestaltung einzubringen und stark vergünstigte Lizenzen zu erhalten. Mittelfristig sind wir selbstverständlich auch offen für Risikokapital, um unseren Wachstumsplan zu beschleunigen und weitere Mitarbeiter für uns gewinnen zu können.

Was sind Eure Pläne und Ziele für die nächsten 12 Monate ?

Unsere erste Priorität ist natürlich ein reifes Produkt aus Sicht unserer Kunden. Hierzu werden wir den Kreis der Pilotkunden weiter ergänzen, um ein möglichst breites, aber auch ausreichend tiefes Marktfeedback für unsere wichtigsten Kundenfunktionen zu erhalten. Unsere Arbeitshypothese sind 10 geeignete Partnerunternehmen aus möglichst unterschiedlichen Branchen sowie unterschiedlicher Größe. Um unsere Ziele zu erreichen, werden wir auch als Team wachsen müssen, vor allem in den Bereichen Software Development und Sales.

Vielen Dank für das Interview.

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