Mentessa – eine Community Plattform für agile Kollaboration in der Zukunft der Arbeit

Hallo Tina, vielen Dank, dass Du Dir die Zeit für ein Interview mit uns nimmst ! Bitte stelle uns zu Beginn Dich und Dein Team bei Mentessa kurz vor:

Ich bin Tina, mehrfache Gründerin im Bereich Software. Ich habe Informatik studiert und Journalismus und bin dadurch schon immer von der Frage geprägt worden, wie Technologie unsere Gesellschaft verändert. Mit der neuen, exponenziellen Produktivität von stark wachsenden Technologieunternehmen breitet sich ihre wirtschaftliche Macht auf die Arbeitswelt allgemein und somit auf die ganze Gesellschaft. Diese Spannungsfelder interessieren mich ungemein, sowie die Frage, wie können wir gesellschaftlich wie wirtschaftlich nachhaltig agieren – der Wandel zu einer purpose-getriebenen Ökonomie also. Darum dreht sich unser Unternehmen Mentessa, das von uns veranstaltete Big & Growing New Work Festival, sowie das Buch, dass ich dazu geschrieben habe: „Big Heart Ventures: Purpose-driven Entrepreneurship for the next age of technology“. Auch wenn ich als zweifache Mutter und Geschäftsfrau sehr, sehr wenig Zeit habe, engagiere ich mich darum trotzdem als Mentorin und Coach für Startups, sowie für mehr Frauen in MINT-Fächern und in Technologie-Start-ups. Nach meiner Überzeugung sind wir heute alle Gründer – denn mit dem Internet ist unser aller Verantwortung und Einfluss gestiegen – mit unseren Likes, Klicks, Käufe entscheidet jeder von uns über die Zukunft. Es zählen auch die kleinsten Taten.

Vielleicht möchtest Du uns Euer Startups, ganz zu Beginn unseres Interviews, kurz vorstellen ?

Mentessa entwickelt eine Community Plattform für agile Kollaboration in der Zukunft der Arbeit. Diese befähigt Arbeitgeber, Brands und soziale Organisationen, ihre Mitarbeiter, Kunden, oder Mitglieder online für Wissensaustausch oder Mentoring direkt miteinander zu vernetzen – in einem privaten Netzwerk, das werbefrei und datenschutzkonform, auf Basis von Skills und nicht von Content, funktioniert. Dadurch lässt sich der richtige Experte zu jedem Thema schnell und einfach finden, der Austausch effizient gestalten und das Netzwerk online fortsetzen. Das steigert die Markenidentifikation, die Loyalität und die Netzwerkeffekte in der Community. Die Technologie macht es einfach, über Hierarchiertang, Alter, Geschlecht oder Funktion interdisziplinär und generationsübergreifend Wissen mit anderen zu teilen. Das ist der Schlüssel zum Erfolg in der Plattformwirtschaft. Wir sind 1,5 Jahre alt, wachsen durch Corona und deswegen gerade auf der Suche nach neuen Kollegen, sowie nach Kapitalgebern. Unser Ziel ist es, der Slack nach dem Slack zu werden, also die Community-Lösung schlechthin – made in Germany.

Welches Problem wollt Ihr mit Mentessa lösen ?

In der digitalen Welt entsteht Wertschöpfung in sozialen Netzwerken (Vorsicht: nicht Medien!). Das Human Capital wird der wichtigste Asset eines jeden Unternehmens und verändert sich von Kostenfaktor zum Asset. Es heißt nicht zufällig: Wenn Siemens wüsste, was Siemens weiß. Den richtigen Experten zu jedem Thema schnell und einfach zu finden, ist in großen, komplexen oder losen Netzwerken schwer, aber eine entscheiden Aufgabe für jede Organisation, die im globalen Dorf wettbewerbsfähig bleiben möchte. Skills zu identifizieren, sichtbar zu machen und zu finden ist eine schwere, komplexe Aufgabenstellung uns ein Riesengroßes Problem – besonders im Remote Work und Home Office, und bei der steigenden Komplexität an Nationalitäten, Technologien, Kulturen bei der Arbeit. Heute kann man nicht davon ausgehen, dass Hierarchierang, Alter oder Job Bezeichnung aussagekräftig sind für die Motivation und Fähigkeit von jemandem sich erfolgreich einzubringen. Die Skills sind entscheidend.

Wie ist die Idee zu Mentessa entstanden ?

Ich bin seit Beginn meiner Karriere ständig in Netzwerken und Mentoring-Programmen aktiv gewesen. Zum einen, weil ich persönlich von häufigem, informellen Wissensaustausch überzeugt bin (typisch in der Open Source Bewegung von der wir Informatiker gepärgt sind), zum anderen auch weil ich als High Potential, Frau in Tech, Frau in der Forschung, Gründerin und überhaupt – als Migrantin, häufig Zielscheibe von Mentoring-Programmen gewesen bin. Später als erfolgreiche Gründerin habe ich mich (bis heut) selbst umfangreich als Mentorin engagiert, z.B. an der TUM seit 2011. In meinem letzten Job musste ich sogar selbst ein Mentoring-Programm gestalten und habe nach Lösungen gesucht, die Mentoren mit den Mentees zu matchen, so dass die Frust, die ich in solchen Programmen gefühlt habe – durch die verlorene Zeit, die verschwendeten Potenzialen, gar nicht zu entstehen braucht. Ich fand Dutzende von veralteten, zentralisierten Mentoring-Systemen, aber nichts was sich auf dem Sprung nutzen ließ, etwas was in der Zukunft der Arbeit Stand halten könnte. Meine Vision war es, die Stärken von Technologie zu nutzen, Effizienz, Disziplin, Verlässlichkeit, um den Menschen an sich zu verstärken: in seinen Interessen, seine Kreativität, sein Wunsch zu Wachsen. Dann habe ich mich entschieden und Mentessa gegründet.

Wie würdest Du Deiner Großmutter Mentessa erklären ?

Ohne Techjargon: Mentessa ist ein Sammelalbum, eine lebendige Datenbank für alle Kompetenzen von allen Personen in einem Netzwerk. Man kann dort ganz einfach immer Hilfe zu allen möglichen Themen finden. Und meiner Oma konkret: Tinder für Mentoring, sie kennt sich mit Apps aus 😉

Hat sich Euer Konzept seit dem Start irgendwie verändert ?

Wir passen kontinuierlich unser Produkt und unsere Hypothesen an den Kundenanforderungen, an den Markt an, denn das einzige worin wir zu Beginn überzeugt waren, war das Problem. Aber im Grunde, ist die Vision vom „Mentoring für die Zukunft der Arbeit“ vom Anfang an der gleiche geblieben.

Wie funktioniert Euer Geschäftsmodell ?

Wir haben ein klassisches SaaS-Modell, d.h. dass unsere Kunden unsere Anwendung gegen Lizenzgebühren mieten können, je nach Organisationsgröße und Funktionalitäten. Unsere Community gibt es als White-Label, d.h. Kunden können diese individualisieren lassen und in ihren Kanälen einbauen. Dazu bieten wir mit unserem eigenen Festival zur Zukunft der Arbeit „Big & Growing“ eine Art Think Tank an, sowie Trainings und Beratung an.

Wie genau hat sich Mentessa seit der Gründung entwickelt ?

Ich habe die Firma alleine gegründet und habe aktiv nach Mitstreitern gesucht. Auch wiederum durch Communities, z.B. bei Wayra in München, bin ich Lena, meiner Mitgründerin begegnet und auch andere Mitarbeiter gefunden. Wir haben erst ein Paar Piloten durchgeführt und mit dem Kundenfeedback das Produkt soweit gebracht, das man dafür zahlen konnte. Seit Beginn des Jahres zählen zu unseren Kunden auch DAX-Konzerne.

Wie groß ist Euer Startup inzwischen ?

Die Zahlen bedeuten in der Start-up-Welt wenig, da sie sich von heute auf morgen schnell ändern. Aktuell sind wir 8 Personen und haben einen 6-stelligen Umsatz erwirtschaftet.

Blicke bitte einmal zurück: Was ist in den vergangenen Jahren so richtig schief gegangen ?

Ich bin sehr offen für die Zusammenarbeit mit verschiedensten Fans & Followern gewesen. Mein Grundsatz ist, mal ausprobieren – jeder kann etwas. In der Tat kann doch nicht jeder wirklich helfen, aber Hilfe lauert überall. Am Endeffekt zählt nur, dass man weiterkommt – also schätze ich die auf dem ersten Blick vergeudete Zeit trotzdem.

Was habt Ihr daraus gelernt ?

Wir haben was zu bieten und die Leute die es Wert sind, wissen sich darum zu bemühen. Ein team zeichnet sich durch Committment aus.

Und wo habt Ihr bisher alles richtig gemacht ?

Im Produkt, Vertrieb und Marketing. Wir konnten ohne Investititonen die Marke als Thought Leader im Bereich New Work aufstellen, werden von Kunden „kalt“ gefunden und angesprochen, häufig auf Konferenzen eingeladen und sichern so für Sichtbareit, aber auch für häufigen Kundenkontakt. Das hilft wiederum in der Produktentwicklung. Auch unser Team ist großartig!

Wie ist Euer Startup finanziert ?

Wir sind gebootstrapped und finanzieren uns aktuelle durch Umsätze. Um der hohen Nachfrage gerecht zu werden, suchen wir aktuell nach Kapitalgebern um das Team zu erweitern.

Was sind Eure Pläne und Ziele für die nächsten 12 Monate ?

Wachsen, um mehr Menschen für Wissensaustausch und Diversity in der Arbeitswelt zu befähigen.

Vielen Dank für das Interview.

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